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„Stadtteil in der Schule“ baut Ängste ab

Freuen sich über das Projekt „Stadtteil in der Schule“: (von links) Roswitha Siering (Grundschule Bebelhof), Beatrix Schwetje (Diakonie), Martina Hillebrecht (Grundschule Rheinring), Antje Reichelt (Diakonie) und Helmut Gierga (Grundschule Altmühlstraße). Foto: Stiftungen
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Lob vom Oberbürgermeister – positive Bilanz nach der Startphase des Bildungs- und Integrationsprojekt an den drei Grundschulen Altmühlstraße, Bebelhof und Rheinring.

Das zunächst über vier Jahre angelegte Bildungs- und Integrationsprojekt „Stadtteil in der Schule“ hat die Startphase an den drei Grundschulen Altmühlstraße, Bebelhof und Rheinring erfolgreich hinter sich. Nach knapp einem Jahr praktischer Erfahrung ist es Zeit für eine erste Bilanz. „Bereits jetzt kann man positive Veränderungen in den Schulen wahrnehmen“, sagt Ulrich Deissner, Vorstandsvorsitzender der Bürgerstiftung Braunschweig.

Die Bürgerstiftung fördert das Projekt gemeinsam mit der Richard Borek Stiftung und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz. Die Stadt Braunschweig und die Diakonie im Braunschweiger Land sind Partner. Die Diakonie ist dabei verantwortlich für die Projektarbeit und stellt die Projektmitarbeitenden. Die Ostfalia – Hochschule für angewandte Wissenschaften begleitet „Stadtteil in der Schule“ wissenschaftlich.

Oberbürgermeister Ulrich Markurth hat die Idee und Entstehung von „Stadtteil in der Schule“ seit der ersten Stunde, damals noch als Sozialdezernent, begleitet. „Das Projekt bietet Schülerinnen und Schülern insbesondere aus benachteiligten Familien die Chance, sich selbstbewusst zu behaupten. Zugleich hat das Projekt hohe integrative Wirkung für den Bebelhof und die Weststadt, es wirkt in die Stadtteile hinein. Das ganze gesellschaftliche Leben dort mit der Schule als einem wichtigen Ankerpunkt profitiert davon“, erläutert er.

Die Kinder lernen in dem Projekt, sich in ihrem sozialen Umfeld selbstbewusst, selbstständig und unbefangen zu bewegen. Bei „Stadtteil in der Schule“ werden alle bedeutenden Institutionen des Stadtteils und die Schulen zum Wohl der Kinder vernetzt. Daraus ergeben sich einerseits Lernangebote, andererseits werden soziale Spannungen abgebaut.

Erika Borek, Richard Borek Stiftung, weiß aus langjähriger Erfahrung, den Ansatz von „Stadtteil in der Schule“ zu schätzen. „Je früher ein Projekt bei Kindern und ihren Eltern ansetzt, und je länger es dauert, desto nachhaltiger ist es. Daher sind wir sicher, dass sowohl die Kinder und ihre Familien als auch die Schulen von diesem Projekt profitieren“, erklärt sie. Die Richard Borek Stiftung fördert bereits seit mehr als zehn Jahren Schulsozialarbeit an Braunschweiger Haupt- und Grundschulen.

An den drei teilnehmenden Schulen gibt es jeweils eine Fachkraft, die das Bindeglied zwischen Schule, Stadtteil und Familien ist. Sie ist die Vertrauensperson, und ihre Aufgabe ist es, Probleme vor Ort in der Schule oder im direkten Umfeld zu erkennen und mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen. Sie stellt die wichtigen Kontakte zu den Institutionen des Stadtteils wie Stadtteilbüros, Sportvereinen, Glaubenseinrichtungen, aber auch zu Beratungsstellen, Behörden oder weiterführenden Schulen her.

Norbert Velten, Geschäftsführer der Diakonie im Braunschweiger Land, ist von dem Konzept überzeugt: „So werden Berührungsängste abgebaut und positive Begegnungen ermöglicht. Auch die Folgen von Anonymität und Ausgrenzung können gelindert werden.“ Raphaela Harms von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz ergänzt: „Schon mit „Wirksame Wege“ haben wir festgestellt, dass man den Mut finden muss, sich von bisherigen Strukturen zu lösen. Nur wenn wir gemeinsam an der Veränderung von Strukturen arbeiten, wird uns ein neuer Weg gelingen.“

Ausgangspunkt des Projekts waren die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus der Analyse „Wirksame Wege“ (herausgegeben von Diakonie und Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz), in der die Lebenssituation von Familien mit geringem Einkommen im Braunschweiger Land untersucht wurde, sowie eine von der Bürgerstiftung Braunschweig geförderte wissenschaftliche Masterarbeit über die Wirkungen von Schulsozialarbeit an Braunschweiger Grundschulen. Daraus entstanden ein Handlungskonzept und das Projekt „Stadtteil in der Schule“.

Das Projekt stellt eine wertvolle Ergänzung zum schulischen Alltag dar. Besonders ist, dass sich „Stadtteil in der Schule“ nicht nur an die Kinder richtet, sondern auch an die Eltern. Neben Bildung werden auch Themen wie Gesundheit und Integration behandelt. Dazu werden von der Fachkraft entsprechende Angebote vermittelt. So zum Beispiel ein Kurs „Ernährungsführerschein“ für Eltern. In dem Kursus wird erklärt, welche Nahrungsmittel gesund sind und welche weniger. Angeboten wird auch ein interkulturelles Training. Dabei geht es um ein besseres Verständnis für die jeweils andere Kultur oder Religion. Darüber hinaus vermittelt „Stadtteil in der Schule“ weitere vielfältige Hilfestellung, so etwa beim Ausfüllen von Anträgen. Mit gemeinsamen Treffen und Aktivitäten wie Schulwegbegehungen werden weitere Ängste und Unsicherheiten abgebaut.

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