„Stadtteil in der Schule“ soll weiterleben
Modellprojekt für innovative Schulsozialarbeit an den Grundschulen Altmühlstraße, Bebelhof und Rheinring bekam in der Evaluation herausragende Noten.
Das zeitlich befristete Bildungs- und Integrationsprojekt „Stadtteil in der Schule“ ist nach vier Jahren an den drei Grundschulen Altmühlstraße, Bebelhof und Rheinring turnusgemäß ausgelaufen. Professor Ludger Kolhoff, der das Projekt von Anfang an begleitete, legte jetzt eine aussagekräftige Evaluation vor. Danach wurden jeweils signifikante Verbesserungen in den Bereichen Gesundheit, Ernährung und Sozialverhalten der 6 bis 10-Jährigen erreicht. Darüber hinaus wurde die Kooperation mit den Eltern deutlich intensiver und es gelang die Öffnung der Schulen zu den Institutionen in den jeweiligen Stadtteilen. „Stadtteil in der Schule“ ist hochwirksam, zu diesem eindeutigen Schluss kommt Professor Kohlhoff in seiner Schlussbilanz.
Das Modellprojekt wurde von der Bürgerstiftung Braunschweig, der Richard Borek Stiftung und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz finanziert. Die Stadt Braunschweig und die Diakonie im Braunschweiger Land waren Projektpartner. Die Evaluation erfolgte permanent projektbegleitend. In jedem Schulhalbjahr wurde der eingeschlagene Weg überprüft. Wenn Ziele nicht erreicht wurden, wurde entsprechend nachgesteuert. Die hohe Flexibilität in der Umsetzung ermöglichte schnelle, zielführende Korrekturen, wie sie gewöhnlich an Brennpunkt-Schulen nicht möglich sind.
Der Grad der Zielerreichung wurde so kontinuierlich gesteigert. Am Standort Altmühlstraße erreichte er im Bereich Primärprävention 83 Prozent, bei der Netzwerkarbeit 97 Prozent und bei der Ausnutzung vorhandener Ressourcen, um schulische Akteure zu entlasten sogar 100 Prozent. Am Standort Bebelhof kam das Ziel „Kooperation mit Eltern verbessern“ auf 95 Prozent Erfolgsquote und das der „Teilnahmemöglichkeiten von Kindern in besonderen Lebenslagen am Leben in der Gemeinschaft erhöhen“ auf 100 Prozent. Am Standort Rheinring wurde das Rahmenziel 1: „Bewegung, Ernährung und Gesundheit“ zu 72 Prozent erreicht. Das Rahmenziel 2: „Elternarbeit intensivieren“ wurde zu 81 Prozent erfüllt.
Während der Vorstellung der Evaluation im Haus der Braunschweigischen Stiftungen waren sich alle Beteiligte einig, dass das Konzept „Stadtteil in der Schule“ an den drei Schulen weitergeführt, aber wenn möglich auch darüber hinaus im Rahmen der Schulsozialarbeit angeboten werden sollte. „Die Ideen und Erkenntnisse aus dem Modellprojekt sollen weitergetragen werden“, sagte Ulrich Deissner, Ehrenvorsitzender der Bürgerstiftung Braunschweig und anfangs der starke Motor des Projekts. „Stadtteil in der Schule“ habe sehr hohe Akzeptanz an den Schulstandorten erreicht und sei ein innovativer Ansatz für quartiersbezogene Schulsozialarbeit. Deissner will nochmals Kontakt zur Landesschulbehörde suchen, um für eine komplette Fortsetzung des Projekts zu werben. Die wissenschaftliche Aufarbeitung durch die Hochschule für angewandte Wissenschaften Ostfalia ist ein zugkräftiges Argument.
Die Aufgabestellung lautete zu Beginn des Projekts: Wie können im Sozialraum vorhandene Strukturen und Ressourcen genutzt und aktiviert werden, um Bildungs- und Teilhabechancen von Kindern im Grundschulalter zu erhöhen? Tatsächlich wurde es durch den Aufbau von gut funktionierenden Netzwerken geschafft, den Kindern, aber auch ihren Familien Zugang zu vorhandenen sozialen und kulturellen Angeboten im Stadtteil bedarfsgerecht zu ermöglichen. Anders als klassische Ansätze der Schulsozialarbeit orientierte sich das Projekt nicht individuellen Problemen, sondern am Gesamtsystem des Sozialraums. „Stadtteil in der Schule” verband Ressourcen der Schule mit der Zivilgesellschaft zum Wohl der Kinder.
Das Projekt konzentrierte sich auf die in Braunschweig durch eine besonders hohe Kinderarmut gekennzeichneten Sozialräume der Grundschulen: Altmühlstraße, Rheinring und Bebelhof. An den teilnehmenden Schulen gab es jeweils eine Fachkraft, die speziell für das Projekt zuständig war. Sie waren jeweils die notwendigen Bindeglieder zwischen Schule, Stadtteil und Familien. Sie stellten die wichtigen Kontakte zu den Institutionen des Stadtteils wie Stadtteilbüros, Sportvereinen, Glaubenseinrichtungen, aber auch zu Beratungsstellen, Behörden oder weiterführenden Schulen her.
Durch die Vernetzung der Schule im Stadtteil lernten die Kinder, sich in ihrem sozialen Umfeld selbstbewusst, selbstständig und unbefangen zu bewegen. Es ergaben sich einerseits Lernangebote, andererseits wurden soziale Spannungen abgebaut.
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