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Trauer um Friedrich Weber

Friedrich Weber †. Archivfoto: Peter Sierigk
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SBK-Präsident Dr. Gert Hoffmann: „Das Braunschweiger Land hat einen guten Freund verloren – und ich persönlich auch“.

Prof. Dr. Friedrich Weber, von 2002 bis 2014 Landesbischof der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Braunschweig, ist am 19. Januar einer schweren Erkrankung erlegen. Er starb in einem Hospital in Frankfurt/Main. Friedrich Weber wurde nur 65 Jahre alt. Als Vizepräsident gehörte er dem Stiftungsrat der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz seit der Gründung am 1. Januar 2005 bis Frühjahr 2014 an. Bei der Braunschweigischen Stiftung war er Mitglied des Kuratoriums und des Allgemeinen Beirats.

„Friedrich Weber war ein großer Bischof und vor allem eine beeindruckende Persönlichkeit. Durch seine brillante Intellektualität, die nie abgehoben war, verbunden mit natürlicher Autorität und der seines Amtes ragte er aus dem Kreis der Amts- und Mandatsträger im Lande hervor“, erklärte Dr. Gert Hoffmann, Präsident der SBK, zum Tod Webers.

Als Vizepräsident der Stiftung sei Weber, so Dr. Hoffmann weiter, stolz ganz vorne mit dabei gewesen, wenn es um die Wahrung der historischen und kulturellen Belange des alten Landes Braunschweig gegangen sei. „Vortragstermine und anderes waren noch vor wenigen Wochen bei einem ausführlichen Gespräch voller Zukunftspläne in seinem neuen Heim verabredet. Das Braunschweiger Land hat nun einen guten Freund verloren – und ich persönlich auch“, schloss Dr. Hoffmann seine Erklärung.

„Ich habe Friedrich Weber sehr geschätzt. In meinen Gedanken und im Gebet bin ich bei seiner Ehefrau und seiner Familie. Er hat die Landeskirche erfolgreich durch schwierige Zeiten geführt“, wird der amtierende Landesbischof Dr. Christoph Meyns  auf der Homepage der Landeskirche zitiert. Weber war im Herbst 2014 an Lymphdrüsenkrebs erkrankt, heißt es dort weiter.

Der Altbischof hatte weit über die Grenzen der Braunschweigischen Landeskirche hinaus gewirkt. Von 2005 bis 2014 war er Catholica-Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands. Von 1991 bis 2002 hatte er den Vorsitz für die Konvente der Evangelischen Akademie Arnoldshain. Auf seine Initiative hin wurde 2011 auch die „Abt-Jerusalem-Akademie“ in Braunschweig gegründet.  Als Vorsitzender des Hochschulrats der Technischen Universität Braunschweig fungierte Weber von 2003 bis 2011. 2014 hatte ihn der Rat der EKD mit dem Vorsitz der Projektleitung „Internationaler Stationenweg zum Reformationsjubiläum 2017″ beauftragt. Der Weg wird auch durch das Braunschweigische führen.

Im Frühjahr 2014 war Weber  als Bischof der Landeskirche in den Ruhestand verabschiedet worden und nach Greetsiel/Ostfriesland gezogen. Mit dem Symposium „Das Braunschweiger Land – Traditionen und Perspektiven” in der Abt-Jerusalem-Akademie  hatte die Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz ihren scheidenden Vizepräsidenten für sein herausragendes Wirken geehrt. Weber galt als Impulsgeber für die Region/siehe https://www.der-loewe.info/impulsgeber-fuer-die-region/

„In der Wahrnehmung des Öffentlichkeitsauftrages der evangelischen Kirchen hat Landesbischof Weber sich insbesondere für eine Flüchtlingspolitik eingesetzt, die die humanitären Aspekte in Härtefallsituationen benennt und stark macht. Dies geschah über viele Jahre als ebenso moderater wie hartnäckiger Einspruch, der die niedersächsische Politik verändert hat“, schrieb der hannoversche Landesbischof Ralf Meister zum 65. Geburtstag Webers. In der niedersächsischen Debatte um veränderte  Ladenöffnungszeiten hatte sich Weber ebenfalls vehement positioniert und sich für den Schutz des Sonntags eingesetzt.

Auch über seinen Ruhestand hinaus blieb Weber geschäftsführender Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE), die ihre Geschäftsstelle in Wien unterhält. In diesem Amt vertrat er bis zuletzt rund 50 Millionen Protestanten aus mehr als dreißig Ländern Europas und Südamerikas. Weber lehrte zudem noch als Honorarprofessor für Kirchengeschichte an der TU und saß im Kuratorium der Herzog August Bibliothek (HAB) in Wolfenbüttel.

Weber war  am 27. Februar 1949 in Ehringshausen bei  Wetzlar geboren worden. Nach seinem Abitur in Gießen studierte er Theologie, Geschichte und Pädagogik in Wuppertal, Göttingen und Oldenburg. Seine erste Stelle trat er 1972 als Vikar in Greetsiel/Ostfriesland an. Nach Stationen in Oppenheim/Rhein und Wiesbaden kam er zur evangelisch-lutherischen Landeskirche Braunschweig. 2004 legte er seine Studie „Kirche im Wandel“ vor, die einen Kirchenreformprozess in der braunschweigischen Landeskirche anstieß.

Der damalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, würdigte Weber nach dessen Abschiedspredigt 2014 im Braunschweiger Dom als „einen, der etwas bewegen wollte, viel bewegt hat und noch viel bewegen wird“.

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