Typisch braunschweigisch
Selbstbewusst, heimatverbunden und blau-gelb.
Was ist typisch braunschweigisch? Ich müsste es als gebürtiger Braunschweiger eigentlich auf Anhieb wissen. Mit der Frage konfrontiert, kommt man aber ins Grübeln, wie sonst eigentlich nur unser Trainer Torsten Lieberknecht wenn es um die Taktik geht. Klares A oder Spargel will man ja nicht sagen, das weiß schließlich jeder.
Also, obwohl Braunschweig rund 250.000 Einwohner hat, ist es für mich ein Dorf, eine eingeschworene Gemeinschaft, manchmal eben auch das viel zitierte gallische Dorf. Zumindest wenn es darum geht, sich gegenüber der niedersächsischen Politik und insbesondere gegenüber Hannover durchzusetzen. Typisch braunschweigisch ist also ein gesundes Selbstbewusstsein.
Braunschweig hat sich dank VW und der Technischen Universität zu einer multikulturellen, weltoffenen Stadt entwickelt. „Das Auto“ hat hier seinen ganz besonderen Stellenwert. Aber der Braunschweiger liebt seine Traditionsinseln, seinen Burgplatz, sein Riddagshausen, seine Stadt, die nach der überwundenen deutsch-deutschen Teilung wieder in der Mitte Europas liegt, noch viel mehr. Typisch braunschweigisch ist eine im besten Sinne zu verstehende Provinzialität. Nennen wir es lieber Heimatverbundenheit.
Und natürlich ist es typisch braunschweigisch, eingefleischter Eintracht-Fan zu sein, am besten seit dem ersten Stadionbesuch mit dem Papa. Auch das stiftet Identität. Braunschweig lebt „blau-gelb“. Die Liebe zur Eintracht hat viele schwere Zeiten durchlebt. Kämpfen sehen will der Braunschweiger seine Eintracht. Und einmal im Jahrzehnt einen Sieg gegen Hannover erleben. Ein roter Löwe auf der Brust und blau-gelb im Herzen, das ist typisch braunschweigisch.
Sebastian Ebel, gebürtiger Braunschweiger und Präsident von Eintracht Braunschweig
Typisch braunschweigisch ist eine wiederkehrende Kolumne, in der sich bekannte und weniger bekannte Menschen äußern.