Über Kunst reden

Fingerspitzengefühl und Ideenreichtum waren bei der Gestaltung von Mosaikflächen für Tische in der Kita Leibnitzplatz gefragt. Foto: Antje Koos

Dank des Pilot­pro­jektes Sprach­bau­stelle konnten Kinder­gar­ten­kinder aus sieben Braun­schweiger Kitas ihren Wortschatz deutlich erweitern.

Man muss nicht Leser der Zeitschrift GEO sein, um zu wissen, dass das Gehirn eines Kinder­gar­ten­kindes wissbe­gierig ist. Ja, es ist sogar zu absoluten Höchst­leis­tungen fähig. Worte saugen die Kleinen auf wie ein Schwamm. Die Voraus­set­zung ist, die Kinder werden auch gefördert. Die in Braun­schweig lebende und arbei­tende Künst­lerin Antje Koos hat mit der Sprach­bau­stelle ein künst­le­ri­sches Projekt mit Kunst zur Sprache auf die Beine gestellt. An Sieben Braun­schweiger Kinder­ta­ges­stätten war die Künst­lerin in jeweils zwei Kinder­gruppen zum Auftakt des Projekt­zeit­raums mit ihrer großen Materi­albox am Start.

Gemeinsam mit den Kindern wurden die Materia­lien ausge­packt und benannt. Ideen und Vorschläge zur Verschö­ne­rung der Kita gezeichnet, gemalt und Modelle gebastelt. Anschlie­ßend folgte eine Betrach­tung und Bespre­chung der Ergeb­nisse, gemeinsam wurde das weitere Vorgehen geplant. So sollten die Drei- bis Fünfjäh­rigen ihr Reper­toire an Wörtern erweitern. Der Fachtag beim Dialog­werk in Braun­schweig war der Auslöser für die Konzept­idee der Sprach­bau­stelle. Der Vortrag von Prof. Dr. Hilde­brandt, Fachhoch­schule Potsdam, thema­ti­sierte einen Rückgang des Wortschatzes bei Kindern zum Schul­be­ginn. „Ich wollte mit der Kunst ein Fenster zur Sprache öffnen, einen anderen Zugang zum Sprach­er­werb anbieten“, sagte Antje Koos.

Eine Woche oder 14 Tage – jeweils vier oder zwei Stunden – leitete Koos in der DRK Kita Wilde Wiese (Lamme), in der Städti­schen Kinder­ta­ges­stätte Leibniz­platz, in der Städti­sche Kinder­ta­ges­stätte Recknitz­straße, in der Kita Pfälzer Straße, im Famili­en­zen­trum St. Maximi­lian Kolbe (Caritas­ver­band Braun­schweig e.V.), im Famili­en­zen­trum St. Nikolaus und im Ev.-luth. Famili­en­zen­trum Weststadt das Projekt. „Zu Beginn zeigen mir die Kinder das Kinder­gar­ten­ge­lände und die Räumlich­keiten. Es gilt, Verschö­ne­rungs­vor­schläge für die Kita selbst umzusetzen“, berichtet die freischaf­fende Künst­lerin, die das Sprach­pro­jekt von Frühjahr bis Herbst 2015 mit Unter­stüt­zung der Richard Borek Stiftung, der Stiftung Braun­schwei­gi­scher Kultur­be­sitz und der Stiftung – Unsere Kinder in Braun­schweig (Skibs) anbot.

Es entstanden viele kleine Modelle, Mosaik­fliesen wurden gegossen oder ein Zaun angemalt, Tafel­bilder für den Eingang einer Kita, Schmuck und Traum­fänger für eine Hütte auf dem Außen­ge­lände. Bis zu 20 Kinder in zwei Gruppen waren in jeder Kita mit viel Elan kreativ. Die Kinder­gar­ten­kinder des Famili­en­zen­trums Maximi­lian Kolbe bauten fanta­sie­voll eine große Ritter­burg aus Pappe. Diese war gut zwei Meter hoch und besaß alles, was eine mittel­al­ter­liche Burg ausmachte: Ein Verlies, ein Zugangs­tunnel, Fenster und weiteres.

„Die Burg wurde sofort nach dem Trocknen der Farbe auf dem Außen­ge­lände aufgebaut und war für einige Tage Haupt­at­trak­tion der Kita – alle Kinder haben damit gespielt. Kein Wunder, dass viele Einrich­tungs­teile der Burg schnell etwas mitge­nommen waren, das ist ja auch nicht für die Ewigkeit gebaut“, berichtet Antje Koos.

Die Sprach­fä­hig­keit der Kinder sei in diesem Alter sehr unter­schied­lich und sehr entwick­lungs­fähig, berichtet Koos. So konnten die Kids auch neue Wörter lernen. Beispiel: Viele hatten den Begriff Quast, bekannt­lich ein dicker, borsten­ar­tiger Pinsel beim Tapezieren, noch nie zuvor gehört. „Wir haben immer wieder verba­li­siert, was und wie wir es gemacht haben und welche Dinge wir dabei benutzt haben.“

Auch für die pädago­gi­schen Fachkräfte, die Antje Koos bei dem Projekt unter­stüt­zend begleitet haben, war der Projekt­zeit­raum eine Möglich­keit, die Kinder in diesen neuen Zusam­men­hängen zu beobachten. Und: Einige Erzie­he­rinnen und Erzieher haben bei den Kindern viele neue Facetten kennen­ge­lernt.

Weitere Infor­ma­tionen: www.formreich.com

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