Startseite Gesellschaft & Lebensstil Vampire sprechen Deutsch

Vampire sprechen Deutsch

Passend zum Buch „Hilfe, ich bin ein Vampir“ von Susan Niessen (Autorin) und Fréderic Bertrand (Illustrator) ausgestattet. Foto: Sonja Lubetzki-Meyer
von

Bei der Bildungsfreizeit „Ferien, die schlauer machen“ feilten 28 Grundschüler von zehn Braunschweiger Schulen mit Freude an ihrer Sprachkompetenz.

Wer die jeweilige Heimatsprache beherrscht, hat sehr gute Integrations- und Zukunftschancen. Dies trifft in jedem Land der Welt zu. Die Stadt Braunschweig hat sich seit vielen Jahren die Förderung der Sprachkompetenz bei Grundschülern auf die Fahnen geschrieben. Daher bot die Kommune in den Herbstferien bereits zum neunten Mal die 14-tägige Bildungsfreizeit „Ferien, die schlauer machen“ an. Eine Erfolgsgeschichte, die sich nicht allein an der Häufigkeit des Angebotes messen lässt: 28 Kinder der dritten und vierten Klassen von zehn Schulen arbeiteten bei der Sprachförderfreizeit im Naturfreundehaus / Zur Waldherberge Bündheim mit viel Einsatz aber auch genauso viel Spaß am deutschen Wortschatz und an der Grammatik. Den Abschluss der Sprachunterstützung bildete die Aufführung eines Theaterstücks vor Zuschauern. Das Projekt wird von der Richard Borek Stiftung gefördert.

„Wir hatten dieses Jahr wirklich ein tolles homogenes Team. Die Kinder haben soviel voneinander gelernt, wie vielleicht nie zuvor“, sagte Sonja Lubetzki-Meyer, bei der Stadt zuständig für die Bildungsmaßnahmen für Kinder und Jugendliche mit Migrationshintergrund.

Acht Betreuer im Alter von 20 bis 28 Jahren (angehende Theaterpädagogen, Lehramtsstudierende mit dem Schwerpunkt Deutsch als Fremdsprache und Sozialpädagogen) begleiteten die Kinder in den Harz. Zu Hause sprechen Schülerinnen und Schüler Indisch, Albanisch, Französisch (ein Junge kommt aus dem Kamerun), Russisch, Polnisch, Syrisch, Vietnamesisch, Persisch, Kurdisch und Mandiuka (Gambia). Die meisten von ihnen besitzen die deutsche Staatsbürgerschaft.

In der Unterkunft in Bündheim herrschten ideale Bedingungen bei Einrichtung und Verpflegung. Und nicht unwichtig: Im Haus gab es ein striktes Handyverbot. Auf dem Tagesprogramm standen 1,5 Stunden Sprachförderung, anschließend 1,5 Stunden Teilnahme an einer Theaterwerkstatt. Die Basis des Sprach- und Theatertrainings bildete wie stets ein Kinderbuch. „Hilfe, ich bin ein Vampir“ von Susan Niessen (Autorin) und Fréderic Bertrand (Illustrator) war es diesmal. Aus dem Werk entwickelten die Kinder gemeinsam mit den Theaterpädagogen ein Theaterstück. Aber auch Talent- und Lesewettbewerbe spornten die Lernbegierigen an.

„Doch am besten kann man voneinander und miteinander in der freien Natur lernen“, meint die Sonja Lubetzki-Meyer. Gab es im vergangenen Jahr unerträglich viel Sturm und Regen, herrschte diesmal fantastisches Herbstwetter. Ideal für Aktivitäten in der freien Natur. Sonja Lubetzki-Meyer berichtet: „Sehr viel Spaß hatten die Kinder bei Gelände- und Naturspielen, dem Besuch des Luchsgeheges und des Märchenwaldes, beim Schwimmen, bei Wanderungen und bei Sporteinheiten auf dem Trimm-Dich-Pfad. Eine Rangerin erklärte Wald und Wiesen.“

Zufriedene Gesichter sah man auch am Ende des Vorzeigeprojektes, als die Kursteilnehmer am 20. Oktober 2018 vor den Augen der Eltern, Lehrer und projektbeteiligten Erwachsenen im Braunschweiger Kinder- und Jugendzentrum Rotation ein Theaterstück zum Thema „Vampire und Ängste“ aufführten. Als der Vorhang schloss, gab es tosenden Applaus. Mit nach Hause nehmen konnten die Kinder auch eine Projektzeitung, in der sie über ihre Ausflüge und Unternehmungen in Wort und Bild berichteten, und eine Urkunde über die Lernerfolge jedes Einzelnen.

Imponiert hatte Projektleiterin Sonja Lubetzki-Meyer ein Junge, dessen Eltern aus Russland stammen und beide taubstumm sind. Er übernahm beim Vorgespräch die Übersetzung, später herrschten jedoch große Trennungsängste. „Die Familie war noch nie getrennt gewesen. Es war eine Riesenleistung, dass es Eltern und Kind erfolgreich geschafft haben, die vierzehn Tage loszulassen.“

„Das waren durchweg nette, nette Kinder“, freut sich Sonja Lubetzki-Meyer. Im nächsten Jahr feiert das Bildungsprojekt für Migrantenkinder sein zehnjähriges Jubiläum. Es ist nun einmal Fakt: Sprache ist das A und O.

Fotos

Bilboard 2 (994x118 px)