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Verzehnfachung der Eichenprozessionsspinner

Der Mitarbeiter einer Spezialfirma saugt ein Eichenprozessionsspinner-Nest im Querumer Forst ab. Foto: SBK/Andreas Greiner-Napp
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Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz musste schon mehr als 500 Nester im Querumer Forst absaugen lassen.

Die Vermehrung der für Menschen gesundheitsgefährdenden Eichenprozessionsspinner (EPS) geht in den gefährdeten Gebieten des Querumer Forstes an Forststraße, Steinriedendamm, Bevenroder Straße, Böselagerstraße und im Bereich des sogenannten Panzerteichs im Waldesinneren besorgniserregend rasant voran. „Im vergangenen Jahr hatten wir nur knapp 60 Nester entfernen müssen. In diesem Jahr sind es bereits jetzt mehr als 500, und die Saison ist noch nicht beendet“, berichtet Burkhard Röker, Förster bei der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK) und zuständig für die Waldflächen des Querumer Forstes.

Fast täglich rufen ihn besorgte Bürger an, weil sie ein neues Nest der schädlichen Raupen entdeckt haben. Die SBK alarmiert daraufhin eine Spezialfirma. Deren Mitarbeiter entfernen die Nester dann in Schutzanzügen mit einem Sauger. Oft befinden sich die Nester in hohen Baumlagen, was den Einsatz von Hubsteigern erforderlich macht. Das Absaugen ist eine kostspielige, wirkungsvolle und vor allem die Natur schützende Art der Entfernung. „Wir wollen keine Chemie einsetzen, um den Eichenprozessionsspinner zu bekämpfen. Wir verzichten auf die Anwendung von Insektiziden oder Bioziden, weil wir keine anderen Insektenarten ungewollt in Mitleidenschaft ziehen wollen“, sagt Röker.

Eichenprozessionsspinner und ihr Nest an einem Baum im Querumer Forst. Foto: SBK

Eichenprozessionsspinner und ihr Nest an einem Baum im Querumer Forst. Foto: SBK

Auf Dauer werde die SBK die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners aber nicht ohne Unterstützung der Stadt leisten können. Röker verweist darauf, dass das Entfernen der Nester nicht zur Verkehrssicherungspflicht zähle, zu denen Waldbesitzer entlang öffentlicher Straßen verpflichtet seien. „Das Entfernen der Nester ist eine freiwillige Leistung von uns, um Spaziergängern im Querumer Stiftungswald eine ruhige Erholung zu ermöglichen“, erklärt Röker.

In öffentlichen Parks und Grünanlagen sind die Städte und Kommunen für die Beseitigung der Nester zuständig. In den Forsten liegt die Verantwortung bei den jeweiligen Waldbesitzern und auf Privatgelände beim jeweiligen Grundstückseigentümer.

„Der Eichenprozessionsspinner ist zunächst eine heimische Insektenart. Sie kommt seit Jahrhunderten bei uns vor. Aber in den vergangenen Jahren ist es durch die heißen Sommer und die milden Winter zu einer extremen Massenvermehrung gekommen. Der Eichenprozessionsspinner ist durch den fortschreitenden Klimawandel zu einem Problem geworden“, meint Röker die in seinem Revier zu beobachtende Verzehnfachung des Vorkommens. Natürliche Feinde des Eichenprozessionsspinners wie Vögel und bestimmte Käferarten können der Plage nicht mehr Herr werden und das erforderliche Gleichgewicht nicht mehr halten.

Weil der Eichenprozessionsspinner während seines Larvenstadiums etwa 600.000 mit dem Nesselgift Thaumetopoein versehene Brennhaare aufweist und absondert, die bei Kontakt für Menschen gesundheitliche Schäden wie Raupendermatitis oder Asthma verursachen können, ist die Bekämpfung ebenso unumgänglich wie die Warnung vor den Nestern. Dort wo sie erkannt sind, werden entweder bei großflächigem Befall Hinweisschilder aufgestellt oder bei einzelnen Bäumen Flatterband zur Erkennung verwendet.

Wanderer und Spaziergänger sollten die Warnung ernst nehmen und den Bereich weiträumig umgehen, weil die gefährlichen Härchen auch bis zu 100 Metern durch die Luft fliegen können, berichtet Röker. Vorsicht hält er für geboten, Panik, wie sie in manchen Medien geschürt wird, gleichwohl für übertrieben. Wenn die Falter im August Schlüpfen ist die größte Gefahr zunächst gebannt, obwohl die mikroskopisch feinen, etwa drei Millimeter langen Härchen auch noch Monate später giftig sind.

Fakten

Der Eichenprozessionsspinner ist ein Nachtfalter. Er ist 25 bis 32 Millimeter groß, nachtaktiv und schwärmt in den Monaten Juli und August, teils bis in den September. Die Weibchen legen bis zu 200 Eier. Die Jungraupe überwintert im Ei und kann tiefe Wintertemperaturen überstehen. Die Raupen schlüpfen von April bis Anfang Mai. Die nachtaktiven Raupen halten sich tagsüber in ihren Nestern an Eichenbäumen auf. In der Dämmerung wandern sie in langen Reihen (Prozessionen) vom Eichenstamm zum Fressen in die Eichenkronen.

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