Visionen, Ideen und Pläne fürs Schloss
Sonderausstellung „10 Jahre Schloss…seit 1841“ im Schlossmuseum öffnet am 2. April um 15 Uhr und zeigt teilweise noch nie öffentlich präsentierte Exponate aus Museen, Archiven und Privatbesitz.
Der junge Schlossbau, am 6. Mai 2007 eingeweiht, hat das Gesicht Braunschweigs nachhaltig verändert. Er ist an die Stelle des Schlossparks getreten und knüpft an die historische Bebauung am Bohlweg an. Vom 2. April an wird im Schlossmuseum die Sonderausstellung „10 Jahre Schloss…seit 1841“ zu sehen sein. Sie gibt Einblicke in Details der Geschichte und Ausführung des Baus.
Dem Bau vorausgegangen waren eine ebenso heftige politische Debatte wie 1960 beim Abriss des kriegsbeschädigten Originals, aber auch zahlreiche Ideen für Rekonstruktionen. Über die vorherigen Pläne, die Ruine zu retten, Versuche, das Schloss in irgendeiner Form wieder aufzubauen und an die letztlich erfolgreiche Realisierung mitsamt ihren detailreichen Planungen informiert die bemerkenswerte Ausstellung. Eine Aufarbeitung in dieser Form gab es bislang noch nicht. Modelle, Architekturpläne sowie originale Bauteile sind Teil der Ausstellung. Darunter befinden sich eine Reihe von Stücken, die noch nie der Öffentlichkeit präsentiert wurden.
„Wir möchten den Blick einmal vom Großen und Ganzen, dem Schlossbau und der politischen Debatte darüber, ins Detail lenken“, sagt Museumsleiterin Dr. Ulrike Sbresny. Wie viele Originalsteine des alten Schlosses hat man verbaut? Welche Schmuckformen birgt die Fassade des Baus? Wie sahen Architekten und Künstler, wie Kraemer und Kaphammel die Ruine des alten Schlosses? Diesen Fragen gehen wir in der Ausstellung nach.
Das Braunschweigische Landesmuseum, die Stadt Braunschweig, die Richard Borek Stiftung, die Deka Immobilien GmbH / Schloss Arkaden sowie die Sammlung für Architektur und Ingenieurbau der TU Braunschweig sind mit Leihgaben vertreten. Aus dem Städtischen Museum ist sogar eine neue Dauerleihgabe ins Schlossmuseum gelangt. Mit Hilfe der Freunde des Städtischen Museums und der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz kann nun die Kassette, in der die Grundsteinlegungsplatte aus dem 19. Jahrhundert die Bombenangriffe des Zweiten Weltkriegs überstand, gemeinsam mit der Grundsteinlegungsplatte präsentiert werden.
Bauhistoriker und Ausstellungskurator Dr. Bernd Wedemeyer sieht in den zahlreichen Leihgebern auch die Bedeutung des Schlossbaus für Braunschweig bestätigt: „Es ist ein Thema, das Stadt und Land mitsamt seinen Bewohnern seit 1945 bis heute immer wieder beschäftigt hat. Dem Wiederaufbau gingen jahrzehntelange Überlegungen zur Bebauung des Schlossareals voraus, die in der Ausstellung thematisiert werden. Eine so umfangreiche Verwendung alter Substanz wie wir sie heute vorfinden, war jedoch nach dem Abriss zunächst nicht mehr geplant.“
Möglich wurde dies, weil für die Einlagerung der Originalsteine beim Gartenverein Holzenkamp am Madamenweg 1960 Lagepläne angefertigt worden waren. Sie werden in der Ausstellung ebenso gezeigt wie die neuen Schlossbauentwürfe des Architekturbüros Dr. Richi, Opfermann und Partner aus Braunschweig von 2004/05, die die originale Bausubstanz, verortet hatten. Aus nächster Nähe betrachten und teils sogar anfassen können die Besucher einzelne Bauteile des alten und des neuen Schlosses. Auf Architekturkenner wartet sogar ein Rätsel, bei dem Bauteile und ihre Funktion zu benennen sind.
Die Ausstellung informiert ebenso über die Projektideen nach dem Abriss aus den Jahren 1989, 1993 und 1996. All diese Überlegungen zogen bereits die teilweise Rekonstruktion der Außenfassaden des Schlosses in Erwägung. Das konkreteste der älteren Vorhaben war das vom Bauunternehmer Michael Munte im Vorfeld der EXPO 2000. Das Modell aus Holz und Kunststoff, ein Entwurf des Architekturbüros Herrenberger, Miehe und Paris aus Braunschweig, der allerdings im Zusammenhang mit dem heutigen Bau verändert wurde, wird ausgestellt. Der direkte Vergleich des jetzigen Modells mit einem Foto vor der Umgestaltung macht dies in der Ausstellung deutlich.
Die Sonderausstellung „10 Jahre Schloss…seit 1841“ bietet einen in dieser Form noch nie gezeigten Überblick über Abriss, Visionen und der letztlich gelungenen Rekonstruktion. Sie vermittelt einen Teil der Stadtgeschichte, der bis heute die Braunschweiger bewegt. Zur Ausstellung wird ein umfangreiches Begleitprogramm bestehend aus Führungen und Vorträgen angeboten. Die erste Führung findet am Sonntag, 2. April 2017 um 15 Uhr statt.
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