Von Fallersleben bis zur Weltgeltung
Braunschweigische Museen, Folge 18: Das Hoffmann-von-Fallersleben-Museum beleuchtet Werk und Leben des großen deutschen Dichters.
Die dritte Strophe des „Liedes der Deutschen“ ist im In- und Ausland als deutsche Nationalhymne längst respektiert und gern gehört. „Sie bringt die Werte verbindlich zum Ausdruck, denen wir uns als Deutsche, als Europäer und als Teil der Völkergemeinschaft verpflichtet fühlen“, schrieb der ehemalige Bundespräsident Richard von Weizsäcker 1991 in einem Brief an den damaligen Bundeskanzler Helmut Kohl. Das Lied freilich ist sehr viel älter. Es stammt aus 1841, als angesichts der Kleinstaaterei im Deutschen Reich noch nicht einmal an ein geeintes Deutschland zu denken war. So erhalten die Zeilen eine andere Bedeutung, als viele heute denken:
„Einigkeit und Recht und Freiheit
Für das deutsche Vaterland!
Danach lasst uns alle streben
Brüderlich mit Herz und Hand!
Einigkeit und Recht und Freiheit
Sind des Glückes Unterpfand –
Blüh im Glanze dieses Glückes,
Blühe, deutsches Vaterland!“
Von Staatsbesuch bis Länderspiel
Ganz gleich, ob es um Staatsbesuche oder Fußball-Länderspiele geht, das Lied, getextet auf die Melodie des älteren Liedes „Gott erhalte Franz, den Kaiser“ von Joseph Haydn, kennt die ganze Welt. Und geschrieben hat es August Heinrich Hoffmann, 1798 in Fallersleben geboren. Ihm, genannt Hoffmann von Fallersleben, widmet die Stadt Wolfsburg, zu der Fallersleben seit der Eingemeindung 1972 als Stadtteil gehört, seit 1991 ein eigenes Museum. Es ist nach der Corona-bedingten Schließung wieder geöffnet. Grund genug, die Ausstellung vorzustellen. Darin geht es um den kleinen Fallersleber Jungen ebenso wie um den Studenten, den Wissenschaftler und eben den großen Dichter.
An einem Touch-Screen lässt sich beispielsweise interaktiv viel erfahren über die deutsche und andere Nationalhymnen. Im sanierten Museum laden darüber hinaus Sitzgelegenheiten ein zum Stöbern in Blätterbüchern oder um an Hörstationen von Hoffmanns Erlebnissen zu erfahren. An Multimedia-, Karaoke- und Spielstationen können Besucherinnen und Besucher interagieren. Spannend ist es, Hoffmann von Fallersleben näher kennenzulernen.
Politischer Liedermacher
Aus heutiger Sicht würde man Hoffmann von Fallersleben auch als politischen Liedermacher bezeichnen. Er lehnte sich auf gegen die deutsche Kleinstaaterei. Damals gab es 38 Fürstentümer, in denen nicht selten das Bürgertum unterdrückt wurde. Nachdem er die Sammlung „Unpolitische Lieder“ mit dem Eingangsgedicht „Knüppel aus dem Sack das Gedicht veröffentlicht hatte, verlor der Germanist seine Professur für deutsche Literatur und Sprache in Breslau. Er galt lange Zeit als politisch gefährlich und hatte nur in einigen deutschen Ländern überhaupt Aufenthaltsrecht. Dass alle Deutschen heute sein Lied singen, hätte er sich nicht vorstellen können.
Den Deutschen fehlte ein verbindendes Lied. Unter anderem von der von der französische Hymne „Marseillaise“ inspiriert, schrieb Hoffmann von Fallersleben am 26. August 1841 während eines Aufenthalts auf der damals noch britischen Insel Helgoland sein „Lied der Deutschen“. Hauptmotiv war der Wunsch nach einem einigen und freiheitlichen Deutschland. Der sozialdemokratische Reichspräsident Friedrich Ebert machte das Lied schließlich 1922 zur deutschen Nationalhymne. Als Hoffmann die Strophen dichtete, entsprach das beschriebene Gebiet tatsächlich der Lage der deutschen Fürstentümer.
Seit 1952 wieder Nationalhymne
Schändlich fehlinterpretiert und missbraucht wurde die Zeile der ersten Strophe „Deutschland, Deutschland über alles“ von den Nazis. Die Alliierten verboten die Hymne nach dem Zweiten Weltkrieg 1945. Schließlich wurde das Lied doch wieder Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland anerkannt. Seit 1952 wird sie auf Bestreben des ersten Präsidenten der Bundesrepublik, Theodor Heuß, ausschließlich mit der dritten Strophe gesungen.
Die Nationalhymne nimmt natürlich breiten Raum im Museum ein. Aber Hoffmann von Fallersleben war neben seinen politischen Ambitionen auch der Natur und den Menschen sehr zugewandt. Deutlich wird das anhand so populärer Volkslieder wie „Alle Vögel sind schon da“, „Ein Männlein steht im Walde oder „Morgen kommt der Weihnachtsmann. Auch dieser Facette ist ein umfassender Bereich gewidmet. Rund 500 Kinderlieder und -gedichte schrieb Hoffmann von Fallersleben, der 1874 in Corvey starb.
Für ein sicheres Museumserlebnis sind derzeit einige Regeln zu beachten: Erforderlich ist eine Voranmeldung unter Tel. 05362 / 52623 oder hoffmann-museum@stadt.wolfsburg.de und beim Besuch der Nachweis über einen negativen Schnelltest (nicht älter als 24 Stunden und von berechtigtem Personal durchgeführt) oder über vollständigen Impfschutz oder über die Genesung von einer COVID-19-Erkrankung. Darüber hinaus gilt im Museum die Pflicht zum Tragen einer medizinischen Maske und zum Einhalten der allgemeinen Hygiene- und Abstandsregeln.
Kontakt:
Hoffmann-von-Fallersleben-Museum im M2K
Schloss Fallersleben
Schloßplatz 6
38442 Wolfsburg
Telefon: 05362-52623
E-Mail: hoffmann-museum@stadt.wolfsburg.de
Internet: www.wolfsburg.de/hoffmann-von-fallersleben-museum
Öffnungszeiten:
- Donnerstag/Freitag (z.Zt. sonst Dienstag-Freitag: 10-17 Uhr): 14-17 Uhr
- Samstag: 13-17 Uhr
- Sonntag: 11-17 Uhr
Eintritt:
Zurzeit frei.
- Erwachsene: 3,50 Euro
- Senioren (60 Jahre und älter): 3 Euro
- Ermäßigt (u.a. Kinder ab 6 Jahren): 2,50 Euro