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Von Wunsch-Welten, Weltfrieden und Zombiealarm

Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Pestalozzistraße beim Einsprechen von Texten im Tonstudio. Foto: LOT-Theater
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Das Kooperationsprojekt Pesta³ der Hauptschule Pestalozzistraße und des LOT-Theaters hat Premiere.

Zombiealarm! Rette sich wer kann! Aber wohin bloß? Und mit wem bloß? Und was mitnehmen? Smartphone, Lieblingsturnschuhe, Kuschelkissen. Mama, Papa, Bruder, Schwester sowieso!

Zombies irrlichtern gemeinhin nur durch Gruselschocker auf der Kinoleinwand. Die Schüler der 6. Klasse der Hauptschule Pestalozzistraße haben sich während eines Theaterprojekts dennoch intensiv mit der Frage beschäftigt, was sie tun würden, wenn von jetzt auf gleich die Zombie-Apokalypse beginnen würde. Dieses Kooperationsprojekt zwischen der Schule und dem LOT-Theater erstreckte sich über einen Zeitraum von zwei Jahren. Herausgekommen sind drei 20-minütige Produktionen, die nun im Paket im LOT-Theater Premiere haben.

Wobei: Diese drei Inszenierungen sind freilich nur das kreative Endprodukt! Herausgekommen ist in diesen zwei Jahren viel mehr. „Am schönsten ist vielleicht im Endergebnis“, so Projektleiter Moritz Scheuermann, „dass wir bei den Schülern die Lust aufs Theater geweckt haben.“ Und das mit all seinen Facetten. Zusammen mit Theaterpädagogen, Künstlern und Lehrern näherten sich die Kinder dem kreativen Handwerkszeug an, das es so braucht, um eine Inszenierung auf die Bühne zu stemmen. Schauspiel, Regie, Kostüm, Dramaturgie, Bühnen-, Video- und Lichttechnik standen während der vergangenen zwei Jahre fernab des üblichen Mathe-Deutsch-und-so-weiter-Stundenplans auf dem Programm.

„Die Kreativität der Schüler ist ja grundsätzlich da“, sagt Scheuermann. Sie muss eben mitunter nur gehoben werden wie ein kostbarer Schatz, der sich hinter Ängsten, Scham und manchmal auch Null Bock verbirgt. „Für die Kinder und Jugendlichen war es eine tolle Erfahrung, dass ihre Ideen ernst genommen worden, dass sie unmittelbar Niederschlag fanden in dem Theaterprojekt.“ Das sei ein Motivationsschub gewesen und habe die Flamme der Begeisterung für das Theaterprojekt auch über einen, für Kinder so langen Zeitraum von zwei Jahren am Lodern gehalten.

Die heutigen Sechstklässler beschäftigten sich mit Ängsten, Fremdheit, Kampf und waren sich irgendwann einig, dass Zombies ein geeignetes Motiv für Angst und Grusel, aber auch Bewältigung von Ängsten durch Vertrauen und Halt in der Gemeinschaft sind. Die Theaterpädagogen beleuchteten mit ihnen das Thema, lieferten medienhistorische Hintergründe, machten einen Workshop zum kreativen Schreiben. Präsentiert wird nun ein Zombie-Survival-Training.

In „Meine Welt steht auf dem Kopf“ bringen die Schüler der siebten Klasse ihre Wunsch-Welten auf die Bühne. Frei nach „Alice im Wunderland“ haben die Schüler ihrem Wunschwasserfall freien Lauf gelassen. Es gab einen Kostüm-Workshop zu den Figuren aus Alice im Wunderland. Und was wünscht sich ein 14-Jähriger heute? (Welt)Frieden, Freude, Eierkuchen? Scheuermann lacht: „Ja auch!“ Interessant sei aber auch gewesen, dass die Kinder die ruhige Probensituation sehr genossen und einige sich gewünscht hätten, öfter in Ruhe in Kleingruppen arbeiten zu können. „Vielleicht, weil sie sich so ganz anders öffnen und zeigen können.“

Medium der Theatergruppe aus den neunten Klassen ist der Film. Die Schüler wollten natürlich gleich einen hollywoodreifen Actionfilm drehen. Mindestens! Doch so rasant ging es dann doch nicht. Profis halfen beim Dreh, vermittelten Tricks und Kniffe. Thema ist die Lebensphase der Protagonisten: Die Jugend.

Was haben die Jugendlichen für Träume? Wo wird die Zukunft sie hinbringen? Was hätte man womöglich anders anpacken sollen? Einer sagte, wenn er mal Kinder habe, würde er ihnen raten, sich in der Schule nicht so hängen zu lassen, wie er es getan hat. Die Kamera ist sehr dicht dran an den Jugendlichen, sie haben ihre Hemmungen verloren, peinlich muss nichts sein. Eine gute Erfahrung.

Zunächst sei es manchmal schwer gewesen, so Marie-Luise Krüger, eine von sechs Spielleiterinnen, die Jugendlichen bei der Stange zu halten. Aber alle hätten sich geöffnet, „super Menschen“, schwärmt sie, alle hätten konzentriert gearbeitet und Texte sogar ein zweites Mal im Tonstudio eingesprochen, weil ihnen der erste Anlauf noch nicht gut genug war.

Dass dieses Projekt, das für die 51 Schüler im Rahmen der Pflicht-AGs in der Schule stattfand, mehr als ein Pflichtveranstaltung war, beweist ein Mädchen, das längst ihr Abschlusszeugnis und sogar einen Ausbildungsplatz hat. Aber sie probt natürlich weiter, zieht das Projekt durch bis zur Premiere. Weil’s Spaß gemacht und sie weitergebracht hat.

Das Kooperationsprojekt Pesta³ wird von der Niedersächsischen Lotto-Sport-Stiftung gefördert, der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, der Bürgerstiftung Braunschweig, der Richard-Borek-Stiftung und der Gahnz-Stiftung.

Premiere ist am 26. Juli, 20 Uhr, weitere Aufführungen am 28./29. Juli, jeweils 9.30 und 12 Uhr.

Mehr unter www.lot-theater.de

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