Wie Lothar von Süpplingenburg an die Macht kam
Traditioneller Silvestervortag von Gerd Biegel im Kaiserdom Königslutter am 31. Dezember um 15 Uhr
„Königswahl vor 900 Jahren – König Lothar III. und der Weg der Welfen nach Sachsen“ lautet der diesjährige Titel des traditionellen Silvestervortrags von Gerd Biegel, dem Gründungsdirektor des Instituts für Braunschweigische Regionalgeschichte (IBR). Die Veranstaltung ist eine Kooperation zwischen der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz und dem IBR. Sie findet am 31. Dezember um 15 Uhr im Kaiserdom in Königslutter statt. Der Eintritt ist frei. Gerd Biegel blickt mit dem gewählten Thema schon einmal auf das neue Jahr.
Kontroversen bei der Wahl
Denn das Jahr 2025 ist für die Region Braunschweig und den Kaiserdom Königslutter ein bedeutsames historisches Jubiläumsdatum. Vor 900 Jahren, im August 1125, wurde der Sachsenherzog Lothar von Süpplingenburg (1075 – 1137) in Mainz zum römisch-deutschen König gewählt. Den zur Wahl versammelten Fürsten waren drei mögliche Kandidaten zur Entscheidung präsentiert worden. Dabei kam es zu heftigen Kontroversen und wilden Diskussionen.
Nach einer insgesamt recht turbulent verlaufenden Debatte wurde schließlich der Süpplingenburger Lothar von Sachsen sehr zum Unmut der Stauferanhänger gewählt. Mit dieser Entscheidung aber hatte sich eindrucksvoll erwiesen, dass nicht erbrechtliche Legitimation und dynastisches Anspruchsdenken, wie vom staufischen Kandidaten reklamiert, die Thronfolge im römisch-deutschen Königtum bestimmten, sondern die Wahl durch die Fürsten.
Zäsur in der Reichsgeschichte
Weniger die Person des Gewählten als vielmehr die deutliche Bestätigung des fürstlichen Wahlprinzips, die daraus sich ableitenden Konsequenzen und Folgen für das Verhältnis sowie die Abhängigkeiten zwischen Fürsten und Königtum machten den Herrscherwechsel von 1125 zu einer weitreichenden Zäsur in der Reichsgeschichte.
Für die braunschweigische und niedersächsische Regionalgeschichte bahnte sich mit den Ereignissen im Umfeld der Mainzer Wahl eine Zukunftsentwicklung an, deren Wirkungsmächtigkeit die Geschichte des Landes bis 1918 maßgeblich prägen sollte, aber zu diesem Zeitpunkt in ihrem Ausmaß für die Zeitgenossen keineswegs absehbar war.
1133 zum Kaiser gekrönt
Im Jahr 1133 war Lothar nach Italien gezogen, um sich in Rom von Papst Innozenz II. zum Kaiser krönen zu lassen. Auf dem Höhepunkt seiner Macht entschloss er sich zum Bau des Kaiserdoms, dessen Grundstein er im Sommer 1135 gemeinsam mit seiner Gemahlin Richenza (um 1087/89 – 1141) legte. Auf der Rückreise vom zweiten Italienzug starb Lothar III. am 4. Dezember 1137 in Breitenwang/Tirol. Seine Gebeine wurden nach Königslutter überführt.
Seinem Schwiegersohn, Heinrich dem Stolzen, gelang die Übernahme der Reichsherrschaft nicht. Zwei Jahre nach Lothar starb auch er. Sein Sohn, Heinrich der Löwe (um 1129/30 – 1195), vollendete schließlich um 1170 den Bau des Kaiserdoms. Im 12. Jahrhundert galt er mit 65 Metern Länge und 58 Metern Höhe als das größte Bauwerk Norddeutschlands.
Der Kaiserdom befindet sich heute im Eigentum der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz (SBK). Er ist Teil der TRANSROMANICA, die seit 2007 das gemeinsame kulturelle Erbe der Romanik in Europa verbindet.