Wie stark beeinflusst Corona Jugendliche?
Jugendhilfeplanung der Stadt Braunschweig befragt Schülerinnen und Schüler und rückt die Folgen der Pandemie in den Fokus.
Die Stadt Braunschweig startet eine Befragung von Jugendlichen zu ihren unmittelbaren Corona-Folgen. Der Pandemie-Aspekt ergänzt die in der Stadt bereits etablierte und regelmäßige Befragung von Schülerinnen und Schülern. Gefragt werden die Jugendlichen zu den für ihre Altersgruppe wichtigsten Lebensbereichen: Familie, Schule, Freundeskreis und Nachbarschaft. Ziel der Befragungen ist es, die Präventionsangebote für Kinder und Jugendliche zu verbessern, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.
Die Jugendhilfeplanung der Stadt Braunschweig befragt Schülerinnen und Schülern der Jahrgänge 7, 9 und 11 an weiterführenden Schulen im Zeitraum von Februar bis März. Die Befragung wird im zweijährigen Turnus vorgenommen. Zuletzt fand sie in den Schuljahren 2017/2018 und 2019/2020 statt. Es beteiligten sich 3.500 beziehungsweise 4.000 Schülerinnen und Schüler. Damit wurde eine solide Datengrundlage für die städtische Jugendhilfeplanung geschaffen. Die Teilnahme ist freiwillig, anonym und setzt die Einverständnis Erklärung der Eltern voraus.
Angst, Einsamkeit, Depressionen
Die deutschlandweiten Zahlen zur Corona-Pandemie belegen, dass Angst, Einsamkeit, Depressionen, Ess- und Schlafstörungen vor allem während der beiden bisherigen Lockdowns deutlich zugenommen haben. Erschreckend viele Jugendliche leiden unter den Corona-Folgen und zeigen psychische Auffälligkeiten. Der Trendreport des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung zeigte für das erste Halbjahr 2021 eine auffällige Zunahme der Inanspruchnahme von kinder- und jugendpsychotherapeutischen Leistungen. Im Juni 2021 lagen die Fallzahlen 37 Prozent über denen des Juni 2019 vor dem Covid19-Ausbruch.
„Wir möchten die Chance nutzen, um bei der Befragung mehr über die Auswirkungen der Pandemie auf die Jugendlichen vor Ort zu erfahren“, beschreibt Braunschweigs Sozialdezernentin Christine Arbogast den neuen Fokus. Gefördert wird die aktuelle Befragung insbesondere von der Stiftung Braunschweigischer Kulturbesitz, dem Landespräventionsrat Niedersachsen und dem Deutschen Präventionstag.
Risikofaktoren gezielt verringern
Grundsätzliches Ziel der Befragungen ist es, das gesunde Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen in Braunschweig zu fördern und Risikofaktoren für die Entwicklung von Problemverhalten – wie beispielsweise Kriminalität, Mobbing oder Drogenkonsum – gezielt zu verringern. Initiiert wurde das Programm auf kommunaler Ebene durch den Braunschweiger Präventionsrat. Die standardisierte Befragung findet online in EDV-Räumen der Schulen statt und dauert in der Regel eine Schulstunde. Die Klassen werden dabei von geschulten Moderatorinnen und Moderatoren aus der Schulsozialarbeit, den Jugendzentren oder der Schule begleitet. Dire Auswertung erfolgt durch das Deutsche Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI).
Grundlage der Befragungen ist das Projekt „Communities that Care“ mit langjährigen Forschungsergebnissen der Universität Seattle (USA). In mehreren Langzeitstudien wurden dabei Risiko- und Schutzfaktoren ermittelt, die die Entstehung bestimmter Problemverhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen maßgeblich beeinflussen. Die auf diesen Erkenntnissen basierende CTC-Methode wird in den USA seit 1985 bereits an hunderten Standorten angewandt. Außerhalb der USA ist CTC unter anderem in Großbritannien, den Niederlanden, Schweden, Australien und Kanada erfolgreich im Einsatz. In Deutschland wird das Verfahren seit 2009 in verschiedenen Städten und Landkreisen angewandt.
Das CTC-Programm in Braunschweig profitiert von der Kooperation mit dem Landespräventionsrat Niedersachsen sowie der Universität Hildesheim, die mit ihren bundesweiten Studien zu den Corona-Folgen für Kinder und Jugendliche (KiCo und JuCo) eine umfassende wissenschaftliche Expertise einbringen. Auch das Regionale Landesamt für Schule und Bildung unterstützt die aktuelle Befragung.
Mehr unter: www.braunschweig.de/ctc
Fakten:
Der Braunschweiger Präventionsrat
Der Braunschweiger Präventionsrat beschäftigt sich seit 1996 mit Fragen und Projekten kommunaler Präventionsarbeit. Er sichtet und unterstützt Initiativen unter anderem in den Bereichen Gewalt und Suchtprävention, Medienkompetenz und Integration. Der Präventionsrat unter Vorsitz des Oberbürgermeisters setzt sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadtverwaltung, Polizei, Staatsanwaltschaft, von Stiftungen, Fachhochschule und Wirtschaft zusammen. Der Präventionsrat sorgt für eine sinnvoll aufeinander abgestimmte Förderpraxis von Präventionsmaßnahmen in Braunschweig.